Hausaufgabenstress

Hausaufgabenstress und tägliche Diskussionen

Franziskas Mutter besuchte unsere Praxis wegen des täglichen Hausaufgabenstresses, den sie mit ihrer Tochter hatte. Sie käme nachmittags einfach nicht in die Gänge. Oft endeten die Nachmittage in Diskussionen und lauten Auseinandersetzungen. Dabei wolle sie als Mutter doch nur, dass ihre Tochter die Schularbeiten schnell hinter sich bringe, damit sie noch genügend Zeit zum Spielen hätte.

Es zeigte sich, dass Franziska auf der 3. und 4. Wahrnehmungsstufe blockiert war. Das Überkreuzen fiel ihr schwer, auch rückwärts zu krabbeln wollte ihr zunächst nicht gelingen. Mit ein wenig Unterstützung gelangen ihr die Übungen immer besser. Intensiv arbeiteten wir am Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz (Stufe 4). Franziska taute zunehmend auf und fing an, von sich aus zu erzählen.

Drei Wochen später rief mich die Mutter an und erzählte freudig, dass die Nachmittage friedlich geworden seien und Franziska an manchen Tagen sogar von alleine mit den Hausaufgaben begänne.

Franziska, 9 Jahre aus Berlin-Zehlendorf (Name verändert)

 

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Schulreif – ja oder nein?

Aus einem Kompetenzprofil: Schulreif – ja oder nein?

Frau M. besuchte mit ihrer Tochter Pauline meine Praxis, um zu klären, ob sie schulreif sei. Die Einschulung stand unmittelbar bevor. Sie fragte sich, wie sich die schüchterne Pauline wohl in einer 1. Klasse fühlen würde? Wo ihre Tochter doch noch so schüchtern gegenüber neuen Situationen und fremden Personen sei. Und ob die Schulreife irgendwie zu fördern sei.

Sprachsicherheit kann sich in aller Stille entwickeln

Pauline ist eine stille Beobachterin. Sie lässt sich Zeit, bis sie aus sich herausgeht. Bei ihrem ersten Besuch beobachtet sie mit ihren großen dunklen Augen den Raum, ihre Mutter und mich. Ich dränge sie nicht, sondern vertraue darauf, dass sie aus sich herauskommt. Das passiert dann auch ganz fix: nachdem der wortlose Kontakt erst einmal aufgebaut ist, kommt intensive Spielfreude auf. Gewürzt und bereichert mit Paulines eigenen kreativen Ideen, wie eine Übung sich variieren und nochmals variieren lässt. Ihre Ideen zeigt sie in den folgenden Sitzungen gerne, das ganze jedoch in völliger Stille. Pauline lächelt und lacht und spielt freudig, spricht aber nicht.

Eines wird direkt deutlich: Für Pauline ist es wichtig, ihre Selbstsicherheit und Souveränität in einer Gruppe, die sie bereits kennt, weiterhin aufzubauen und zu festigen. Um in Folge auch Sprachsicherheit entwicklen zu können und sich den anderen sprachlich mitzuteilen.

Festlegung der Händigkeit und räumliches Vorstellungsvermögen

Ihre Händigkeit ist noch nicht festgelegt. Ihr ist noch nicht klar, wo links und wo rechts ist. Die Visualisierungskraft und das räumliche Vorstellungsvermögen sind noch am Beginn der Entwicklung. Dies kann in der ersten Klasse zu unnötigen Problemen führen.

Festigung der Grundsicherheiten als Basis für die Schulreife

Der Besuch der ersten Klasse stellt für viele Kinder eine Herausforderung dar. Vor allem, was das soziale Miteinander angeht. In einer Klasse von 25-30 Kindern seinen Platz zu finden und sich Gehör zu verschaffen, ist Arbeit!

Damit der Start in die Schule für Pauline ein schönes Erlebnis wird, ist es ratsam, ihr noch eine wenig Zeit zu geben. Ihre Schulreife mit den entsprechenden Spielen zu fördern: Nämlich die Grundsicherheiten zu stärken – wie Urvertrauen, Erlebnissicherheit, Körper- und Gefühlssicherheit, Sicherheit in der Gruppe und schließlich die Sprachsicherheit. 

Von einer Einschulung im kommenden Jahr rate ich deshalb ab. Ich halte es für sinnvoll, Pauline noch ein Jahr zur Festigung ihrer Grundsicherheiten zu geben und schulreif zu werden.

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